Ge­dächt­nis­trai­ning

Im Al­ter nicht mehr geis­tig fit zu sein, ist für die meis­ten Men­schen eine be­ängs­ti­gen­de Vor­stel­lung. Im All­tag wird un­ser Ge­hirn zwar stän­dig ge­for­dert, in­dem wir uns Sa­chen mer­ken müs­sen wie Vo­ka­beln, Te­le­fon­num­mern oder be­stimm­te Auf­ga­ben.

Trotz­dem ra­ten Ex­per­ten zu spe­zi­el­len Übun­gen und Ge­hirn­jog­ging – und das be­reits an­ge­fan­gen im Schul­kind­al­ter! Das soll die Leis­tungs­fä­hig­keit des Ge­dächt­nis­ses po­si­tiv be­ein­flus­sen, denn un­ser Ge­hirn lässt sich ähn­lich wie ein Mus­kel trai­nie­ren.

Was man un­ter Ge­dächt­nis­trai­ning ver­steht, wel­che Vor­tei­le es mit sich bringt, wie es funk­tio­niert und für wen es ge­eig­net ist, er­fah­ren Sie hier.

Was ver­steht man un­ter Ge­dächt­nis­trai­ning?

Kurz ge­sagt fal­len alle Übun­gen, Me­tho­den und Stra­te­gi­en so­wie Me­mo­tech­ni­ken, die das Er­in­ne­rungs­ver­mö­gen trai­nie­ren, un­ter die Ka­te­go­rie Gedächtnistraining. Die­se sol­len da­bei hel­fen, die Ge­dächt­nis­leis­tung zu ver­bes­sern, um In­for­ma­tio­nen fest im Ge­hirn ver­an­kern zu kön­nen.

Der Be­griff Gehirntraining mag im Volks­mund syn­onym ver­wen­det wer­den, den­noch be­deu­tet es ei­gent­lich et­was an­de­res. Beim Ge­hirn­trai­ning liegt das Haupt­au­gen­merk auf der Ge­samt­ver­bes­se­rung von Kon­zen­tra­ti­on, Schnel­lig­keit, Fle­xi­bi­li­tät, Krea­ti­vi­tät, Lo­gik und Durch­hal­te­ver­mö­gen des Ge­hirns.

Der Un­ter­schied zwi­schen den bei­den Be­griff­lich­kei­ten liegt also dar­in, dass Ge­dächt­nis­trai­ning eine spe­zi­el­le Ka­te­go­rie – die Merkfähigkeit – im Ge­hirn ver­bes­sern soll, wo­hin­ge­gen Ge­hirn­trai­ning für die Verbesserung der Gesamtleistung zu­stän­dig ist. In der Re­gel sind die Über­gän­ge je­doch flie­ßend, was be­deu­tet, dass bei­de Trai­nings­wei­sen mit­ein­an­der ein­her­ge­hen.

Wie hält Ge­dächt­nis­trai­ning das Ge­hirn fit?

Be­son­ders bei Er­wach­se­nen und Se­nio­ren sind Denk­spie­le, wie etwa das Lö­sen von Su­do­kus oder Kreuz­wort­rät­seln, be­son­ders be­liebt. Das soll die grau­en Zel­len im Gehirn aktivieren und fit halten.

Be­reits meh­re­re Stu­di­en wie etwa die „Co­gi­to-Stu­die“ des Max-Planck-In­sti­tuts für Bil­dungs­for­schung und das „PFIFF-Pro­jekt“ ha­ben er­ge­ben, dass Ge­dächt­nis­trai­ning so­wohl bei jun­gen als auch äl­te­ren Teil­neh­mern po­si­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf die Konzentrationsfähigkeit und das Arbeitsgedächtnis hat.

Was bringt ge­ziel­tes Ge­dächt­nis­trai­ning?

Die Leis­tungs­fä­hig­keit un­se­res Ge­hirns lässt im Lau­fe des Le­bens nach. Ein Bei­spiel: Kin­der, die mehr­spra­chig auf­wach­sen, schei­nen die Spra­chen un­glaub­lich schnell und mü­he­los zu ler­nen. Möch­te man je­doch als Er­wach­se­ner eine Fremd­spra­che er­ler­nen, fällt dies oft schwe­rer. Die Merk­fä­hig­keit ist in jun­gem Al­ter be­son­ders gut aus­ge­prägt und das Ge­hirn ist emp­fäng­li­cher, neue Din­ge zu ler­nen.

Mit spe­zi­el­len und ge­ziel­ten Übun­gen kann die­ser Leistungsabfall der Merkfähigkeit verlangsamt wer­den. Des­we­gen gibt es auch ein brei­tes An­ge­bot an Ge­dächt­nis­trai­ning, ex­pli­zit für Se­nio­ren.

Doch nicht nur die äl­te­re Ge­ne­ra­ti­on kann von den po­si­ti­ven Ef­fek­ten pro­fi­tie­ren. Häu­fig wer­den Ge­dächt­nis­übun­gen im jun­gen Al­ter als Prävention ein­ge­setzt. Au­ßer­dem kön­nen be­reits be­ste­hen­de Leis­tun­gen ver­bes­sert wer­den, in­dem das Ge­hirn re­gel­mä­ßig trai­niert und ge­for­dert wird.

Ver­bes­se­rung der All­tags­fä­hig­kei­ten

Ziel von Ge­dächt­nis­trai­ning ist nicht nur die Ver­bes­se­rung in den ein­zel­nen Übun­gen. Die Ef­fek­te des Ge­hirn­jog­gings las­sen sich auch auf die Fähigkeiten im Alltag über­tra­gen. So hat ein For­scher­team um die Wis­sen­schaft­le­rin Sher­ry L. Wil­lis mit­tels des „Ever­y­day Pro­blems Test“ her­aus­ge­fun­den, dass Entscheidungskompetenzen so­wie das schnel­le­re Erfassen von Informationen im All­tag deut­lich zu­neh­men, wenn man sein Ge­hirn in­ten­siv trai­niert.

Lang­an­hal­ten­de Ef­fek­te

Die oben ge­nann­ten Stu­di­en­er­geb­nis­se ha­ten sich je­doch nicht nur für ei­nen Mo­ment. Selbst fünf Jahre nach dem Trai­ning sol­len die Leistungssteigerungen wei­ter­hin mess­bar sein.

Das be­deu­tet, dass das Ge­dächt­nis und die Ge­hirn­funk­tio­nen po­si­tiv be­ein­flusst wer­den kön­nen und man nicht  wie frü­her an­ge­nom­men  auf dem glei­chen Leis­tungs­ni­veau blei­ben muss.

Für wen ist Ge­dächt­nis­trai­ning wich­tig?

Wie be­reits zu An­fang er­wähnt, ist Ge­dächt­nis­trai­ning für jeden Menschen von Be­deu­tung. Es gibt kei­ne Al­ters­grup­pe, die nicht von den spe­zi­el­len Übun­gen und Tech­ni­ken pro­fi­tie­ren kann. Auch wenn Ge­hirn­jog­ging oft mit äl­te­ren Men­schen as­so­zi­iert wird, kann eine ver­bes­ser­te Ge­dächt­nis- und Leis­tungs­fä­hig­keit so­wohl in der Schu­le als auch in der Aus­bil­dung oder im Be­ruf zu bes­se­ren Er­geb­nis­sen füh­ren.

Das kann sich un­ter an­de­rem auch po­si­tiv auf das Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen aus­wir­ken, denn wer et­was er­reicht hat, wird in sei­ner Per­son be­stärkt.

Für Kin­der

Be­son­ders bei Kin­dern liegt der Fo­kus auf der För­de­rung von kognitiven Fähigkeiten. Wich­tig ist, dass die Kin­der Spaß am Ge­dächt­nis­trai­ning ha­ben und jede Übung spie­le­risch ver­packt wird. Die Übun­gen kön­nen sich re­la­tiv schnell po­si­tiv auf die Schul­leis­tun­gen aus­wir­ken und zu­dem die Ent­wick­lung för­dern.

Für Er­wach­se­ne

Das Po­ten­zi­al des Ge­hirns wird im Er­wach­se­nen­al­ter oft nicht voll aus­ge­schöpft. Un­ge­fähr im Al­ter von Mit­te zwan­zig er­reicht das Ge­hirn sei­ne ma­xi­ma­le Leis­tungs­fä­hig­keit. Mit zu­neh­men­dem Al­ter neh­men die Fä­hig­kei­ten an­schlie­ßend im­mer mehr ab.

Um dem ent­ge­gen­zu­wir­ken, kann re­gel­mä­ßi­ges Ge­dächt­nis­trai­ning die Kapazitäten erhöhen und der Ab­bau ent­schleu­nigt wer­den. Das kann sich un­ter an­de­rem po­si­tiv auf den Be­ruf aus­wir­ken und den Geist fit und ge­sund er­hal­ten.

Für Se­nio­ren/​In­nen

Be­son­ders im ho­hen Al­ter oder der Ren­te sehnt sich das Ge­hirn nach ei­ner mentalen Herausforderung. Durch den ein­tö­ni­gen All­tag kann die Ge­hirn­ak­ti­vi­tät ge­min­dert sein. Das Trai­nie­ren des Ge­dächt­nis­ses in ho­hem Al­ter kann da­her eine prä­ven­ti­ve Maßnahme gegen Demenz dar­stel­len. Zu­dem kann ein al­ters­be­ding­ter Leis­tungs­ab­bau mit­tels spe­zi­el­lem Se­nio­ren­sport eben­falls ver­lang­samt wer­den.

Was ist gu­tes und wirk­sa­mes Ge­dächt­nis­trai­ning?

Be­son­ders wich­tig bei ei­nem gu­ten Ge­dächt­nis­trai­ning ist, dass die Übun­gen des Ge­hirn­jog­gings nicht nur eine Sei­te des Ge­hirns be­an­spru­chen, son­dern bei­de Be­rei­che ge­for­dert und mit­ein­an­der ver­knüpft wer­den.

Gu­tes Ge­dächt­nis­trai­ning ist an­ge­passt

Da je­der Mensch und je­des Ge­hirn je nach In­tel­li­genz und Al­ter un­ter­schied­li­che An­sprü­che ha­ben, soll­te ein gu­tes Trai­ning für das Ge­dächt­nis auf die individuelle Leistungsfähigkeit an­ge­passt sein. Nur so kön­nen das Po­ten­zi­al und die Fä­hig­kei­ten wirk­sam ge­för­dert wer­den. Übun­gen mit ei­nem zu nied­ri­gen Ni­veau kön­nen schnell lang­wei­lig wer­den und da­mit wir­kungs­los sein.

Gu­tes Ge­dächt­nis­trai­ning ist ziel­ge­rich­tet

Da­mit die ein­zel­nen Übun­gen das Ge­dächt­nis nach­hal­tig und po­si­tiv be­ein­flus­sen kön­nen, müs­sen sie spe­zi­ell auf die Funktionen des Gehirns ab­ge­stimmt sein. Ein Trai­ning ohne wissenschaftliche Grundlage hat da­her we­nig Sinn.

Gu­tes Ge­dächt­nis­trai­ning ist mo­ti­vie­rend

Um das Er­in­ne­rungs­ver­mö­gen und die Kon­zen­tra­ti­on nachhaltig zu stär­ken, müs­sen die ver­schie­de­nen Me­tho­den re­gel­mä­ßig an­ge­wen­det wer­den. Das funk­tio­niert al­ler­dings nur, wenn das Kon­zept der Übun­gen so ge­stal­tet ist, dass man stets mo­ti­viert ist, wei­ter­zu­ma­chen und den Spaß an der Sache nicht ver­liert.

Gu­tes Ge­dächt­nis­trai­ning ist ab­wechs­lungs­reich

Wir ha­ben be­reits vor­ge­grif­fen, dass ein sinn­vol­les Ge­dächt­nis­trai­ning nicht bloß aus ei­ner Auf­ga­be be­steht, die nur ei­nen Teil des Ge­hirns be­an­sprucht. Ähn­lich wie beim Sport müs­sen die Übun­gen das gesamte Gehirn for­dern und för­dern.

Da­her soll­te man sich nicht nur auf ein Ge­dächt­nis­spiel be­schrän­ken, son­dern stets eine Variation von neu­en Auf­ga­ben und Her­aus­for­de­run­gen aus­pro­bie­ren.

Un­ter­schied­li­che Va­ri­an­ten beim Ge­dächt­nis­trai­ning

Ne­ben Su­do­ku und Kreuz­wort­rät­seln gibt es vie­le wei­te­re Me­tho­den und Mög­lich­kei­ten, das Ge­dächt­nis mit­hil­fe von Ge­hirn­jog­ging zu trai­nie­ren.

Zu den klas­si­schen Va­ri­an­ten ge­hö­ren un­ter an­de­rem fol­gen­de:

  • Rechenaufgaben: Sie dienen dazu, sich an bereits gelerntes Wissen zu erinnern und dieses anzuwenden.
  • Logikrätsel: Um das logische Denken anzuregen, sind Rätsel eine ideale Form des Trainings. Zudem regt es die Gehirnaktivität zusätzlich an und aktiviert den Geist.
  • Bilderrätsel: Diese Technik dient vor allem zur Verbesserung der Merkfähigkeit. Bereits unscheinbare Spiele wie Memory oder Suchbilder können das Merken von Informationen im Alltag trainieren.

Doch beim Ge­dächt­nis­trai­ning geht es nicht nur um den Kopf. Auch Bewegung und Sport kön­nen ei­nen fit­ten Kör­per und Geist lan­ge er­hal­ten. Grund­sätz­lich soll­te man sich sportlich betätigen in jedem Alter. Fit­ness und eine ge­sun­de und ausgewogene Ernährung kön­nen sich be­son­ders spä­ter im Al­ter ren­tie­ren.

Häu­fi­ge Fra­gen zum Ge­dächt­nis­trai­ning

Wel­chen Zweck ver­folgt ge­ziel­tes Ge­dächt­nis­trai­ning?

Ge­ziel­tes Ge­dächt­nis­trai­ning be­zweckt eine Er­hal­tung und Ver­bes­se­rung der vor­han­de­nen Fä­hig­kei­ten und Leis­tun­gen. Ein ge­ziel­tes Trai­ning kann zu­dem ei­nen al­ters­be­ding­ten Ab­fall der Ge­dächt­nis­leis­tung prä­ven­tiv ver­lang­sa­men.

Wie kann ich am bes­ten mein Ge­dächt­nis trai­nie­ren?

Um das Ge­dächt­nis am bes­ten zu trai­nie­ren, muss man ein Ge­hirn­jog­ging fin­den, wel­ches auf die in­di­vi­du­el­le Leis­tung ab­ge­stimmt ist. Es soll­te her­aus­for­dernd und mo­ti­vie­rend sein.

Kann Ge­dächt­nis­trai­ning De­menz ver­hin­dern?

Ei­ner De­menz­er­kran­kung kann man durch­aus mit Ge­dächt­nis­trai­ning ent­ge­gen­wir­ken. Da­für soll­te man sein Le­ben lang dar­auf ach­ten, das Ge­hirn stets zu for­dern, wie bei­spiels­wei­se durch das Er­ler­nen ei­ner Spra­che oder ei­nes Mu­sik­in­stru­ments.

Das Fa­zit – Das Ge­dächt­nis nach­hal­tig ver­bes­sern

Auch wenn es für vie­le kaum vor­stell­bar ist  das Ge­dächt­nis lässt sich durch ein an­ge­pass­tes und ziel­ge­rich­te­tes Trai­ning nach­hal­tig ver­bes­sern.

Um ei­nen spür­ba­ren Er­folg zu ver­zeich­nen, soll­te man im­mer am Ball blei­ben und sich täg­lich neu­en Her­aus­for­de­run­gen stel­len. So­wohl im All­tag als auch im spä­te­ren Le­bens­abend kann sich re­gel­mä­ßi­ger Denk­sport aus­zah­len!